Berufsfindung ist vielschichtig
Mit der Frage nach einem Beruf verbinden sich zwei ganz verschiedene Themenbereiche, die beide höchst bedeutsam und folgenreich sein können:
Beruf als gefühlte Berufung und Selbstverwirklichung,
Beruf als Existenzsicherung durch Erwerbsarbeit.
Wir dürfen ohne weiteres davon ausgehen, dass sehr viele Menschen davon träumen, beides zwanglos miteinander zu vereinbaren.
Aus meiner Erfahrung gibt es aber noch zwei weitere, durchaus miteinander in Beziehung stehende Gesichtspunkte:
Beruf als Konsequenz von Selbstbild und Lebenserfahrungen,
Beruf als Konsequenz der sozialen Herkunft.
Deshalb bin ich überzeugt, dass eine professionelle Berufsberatung nur Erfolg hat, wenn sie alle vier Blickwinkel als ein Spannungsfeld begreift, in dem jeder Mensch individuell und autonom seinen eigenen Raum der Möglichkeiten entwerfen muss.
Berufsfindung ist ein Prozess
Die Vielzahl der subjektiven und objektiven Faktoren, die in eine derartige Arbeit einfließen, und die innere Dynamik, die durch die beraterischen Anstöße ausgelöst wird, erfordern einen begleiteten Prozess über mehrere Monate (und nicht Stunden oder Tage), besonders wenn bei einem Menschen im Hinblick auf den Beruf starke Unsicherheit besteht.
Erst innerhalb dieser Zeiträume können Entwicklungspotentiale offen gelegt und die emotionalen Grundlagen für eine Entscheidungs- und Handlungssicherheit ausreichend entwickelt werden.
Und trotz mancherlei Ähnlichkeiten gibt es zwischen der Suche nach dem ersten Beruf und einer späteren beruflichen Veränderung wichtige Unterschiede.
Der erste Beruf
Die Entscheidung für den Beruf, mit dem ein Mensch das "eigene" Leben beginnen will, findet im allgemeinen noch innerhalb der familiären Situation statt, die Kindheit und Jugend bestimmt hat. In eigener Verantwortung eine weit reichende Entscheidung zu treffen, ist eine noch neue Erfahrung, und das Wissen darum, was nun wichtig ist und was nicht, steht erst am Anfang.
Eine orientierende Begleitung dieser Situation verhilft den jungen Menschen dazu, sich der an sie gerichteten Erwartungen, der objektiven Notwendigkeiten und ihrer subjektiven Wünsche bewusst zu werden und eine eigene Position zu diesen Aspekten zu entwickeln.
Berufswechsel
Spätere berufliche Veränderungen fußen auf den sichtbaren Erfahrungen eines Erwachsenenlebens. Persönliche und berufliche Erlebnisse können zusammengetragen und gedeutet und womöglich neu bewertet werden. Potenziale treten deutlicher zutage, ebenso wie Vorlieben und Stolpersteine.
Aufgaben und Übungen
Der äußere Rahmen dieses Prozesses besteht bei mir aus Einzelsitzungen, die variabel sind hinsichtlich der Anzahl und Frequenz. Zwischen diesen Sitzungen sind im allgemeinen Aufgaben und Übungen zu bearbeiten, die mindestens ebenso wichtig sind wie die Sitzungen.
Der inhaltliche Ablauf ist angepasst an die Lebensphase und -umstände, in denen die Frage nach einer (neuen) beruflichen Orientierung auftaucht.